Die Heilbronner Stimme veröffentlichte am 14.07.2019 online ("Großes Interesse an Besuchertag im Kernkraftwerk") und am 15.07.2019 in der gedruckten Ausgabe ("Wie ein Atommeiler zerlegt wird") einen Bericht über den EnBW-"Besuchertag" am 13.07.2019 im Atomkraftwerk Neckarwestheim. Dazu wurde der folgende Leserbrief eingereicht.
Gründe zur Beunruhigung
Die EnBW benutzte ihren "Besuchertag" im AKW zur Verbreitung bekannter Halb- und Unwahrheiten. "Weniger als ein Prozent der anfallenden Stoffe sei radioaktiver Abfall" ist eine davon. Zwar nur dieses eine Prozent wird von den Behörden strahlenschutzrechtlich nachverfolgt - tatsächlich noch radioaktiv aus dem AKW-Betrieb ist aber ein Vielfaches dieser Menge, und ist deshalb besonders kritisch, weil diese Radioaktivität ohne behördliche Kontrolle in Umwelt und menschlichen Alltag kommt. Besonders gefährlich ist dabei die Zeit nach den im Artikel falsch genannten 10 bis 15 Jahren Rückbau je Block. Diese 10 bis 15 Jahre meinen nämlich nur den atomrechtlichen Rückbau - der "konventionelle" Abriss teilweise noch immer strahlender Gebäude kommt erst anschließend und wird unverständlicherweise auch nicht mehr überwacht. Bezüglich des weggeschafften Materials fehlt die Transparenz völlig, was damit geschieht. Die genannten 250 Tonnen wurden vermutlich vorletzte Woche per Schiff heimlich nach Aschaffenburg gebracht - was passiert nun damit? Besonders dreist ist die Aussage, die Extremkorrosion der Dampferzeugerrohre habe die Betriebssicherheit nicht gefährdet. Leider besteht diese Gefährdung noch immer, der Blindflug der EnBW geht weiter, die Atomaufsicht hat den aktuellen Betrieb auch nur für ein verkürztes Inspektionsintervall von 9 Monaten genehmigt. Dass aktuell eine gleichartige Korrosion auch im fast baugleichen AKW in Lingen gefunden wurde, sollte alle Alarmsirenen aufheulen lassen.